Keep On Running lautet der Titel des Debütalbums des in Berlin lebenden Schweizer AvantPop Trios Vsitor. Es ertönt als ein Gedankenspaziergang, verteilt auf elf Stücke; über dieBeschaffenheit von Bewegung, über den Wandel, bezogen auf die komplexen, fragilenBindungen, die wir mit anderen Menschen eingehen. Das Album ist eine aufmerksameErkundung der körperlichen und seelischen, abrupten sowie brüchigen Momente derBewegung, bis hin zum feinstofflichen, kaum wahrnehmbaren Raum – sprich eine Erkundungdes Menschseins an sich.Das heute vorliegende Material entstand über einen Zeitraum von zwei Jahren. Der Schreib-sowie Aufnahmeprozess verlief dabei non-linear: Unzählige Skizzen – von teilweisedenselben Stücken – entstanden parallel, in unterschiedlichen Studios und wurden übervirtuelle Kommunikationskanäle stetig ausgetauscht. Die Kompositionen entsprangen dabeimehrheitlich aus einzelnen Klangelementen oder Flächen, selten aus klar definiertenMelodielinien oder Akkordabfolgen. Sobald ein interessantes Klangfragment entdeckt undisoliert wurde, diente es als Boden für eine Komposition. An dieser Produktionsphasearbeiteten mehrheitlich David Koch (guitar, vocals, synths, bass) und Valentin Liechti (drums,beats, bass, vocals). Die Leadsängerin, Lea Maria Fries (vocals, synth bass), trat in denGestaltungsprozess ein, als die ersten Ideen bereits geformt waren. Zu diesem Zeitpunktverband sie Worte zu Geschichten und flocht diese in die Stränge der bestehendenKlangwelten ein – skizzierte sozusagen die Filmszenen zum rohen Entwurf einesSoundtracks. Nachdem die Vocals standen, kam die Band im Studio zusammen und arbeitetedie Arrangements weiter aus. Diese puzzle-artige Vorgehensweise zeigt sich gleichsam auchin den hybriden Kompositionen, die im gesamten Album präsent sind. Letztendlich schafftenes aus rund 40 aufgenommenen Skizzen elf Stücke auf die Endfassung. Der Sound auf Keep On Running ist fein strukturiert, warm, unbefangen und sehr körperlich;als hätten es all die verwendeten, analogen Klangerzeuger – und dabei handelt es sich umeine ganze Menge – geschafft, ihre reinen Schwingungen in ein körniges, granulöses, beinahhaptisches Gesamtbild zu verwandeln. Die Stücke auf dem Album durchzieht eine düster angehauchte Grundstimmung – überströmtvon Hall- und zahllosen Gitarrenpedaleffekten. Der Gesang schwebt in diesem amorphenRaum; gehaucht, fragil, direkt, intim und bezaubernd schön strömt er aus den Lautsprechern,wie ein Wasserfall aus hauchdünnen Geräuschen, die zu Melodien verschmelzen.