Yannis Kyriakides und Alessandro Bosetti gehen in ihren Arbeiten den klanglichen Resten vergangenen gesellschaftlichen Lebens nach. In der Tradition einer „musique anecdotique“, erweitert mit visuellen und sprachlichen Mitteln, bewegen sie sich zwischen Fiktion und Dokumentation. Aus persönlichen Erinnerungen und medial Gespeichertem konstruieren sie fragmentierte Hörräume, in denen sich Geschichten und Geschichte überlagern und befragen.
„Varosha“ von Yannis Kyriakides ist eine Auseinandersetzung mit dem Niedergang des gleichnamigen Ferienorts, der zu den populärsten Tourismus-Destinationen Zyperns gehörte und seit der Türkischen Invasion im Jahr 1974 als Geisterstadt leer steht und langsam zerfällt. Varosha ist auch der Ort von Kyriakides’ frühesten Kindheitserinnerungen: er verbrachte 1974 dort mit seiner Familie die Sommerferien.
In den Landschaften aus Geräuschen und gefrorenen Stimmen, kaum erkennbaren Splittern von Pop-Musik aus den 1970er Jahren und Bildern aus Varosha kreuzen sich in Kyriakides multimedialer Performance die Spuren des persönlichen Gedächtnisses mit denen von sozialen und politischen Konflikten.
Alessandro Bosettis Sound-Performance „The Notebooks“ nimmt ihren Ausgangspunkt bei einer speziellen Art von „Field Recording“: zwischen 1904 und 1928 notierte der tschechische Komponist Leos Janacek in kleinen Notizbüchern Sprachfetzen aus seiner alltäglichen Umgebung mittels Notenschrift und hielt profane und flüchtige Situationen als Sprachmelodien fragmentarisch fest.
Für dieses sprachlich-musikalische Material (und mit diesem) schafft Bosetti klangliche Umgebungen, die vielleicht jenen ähnlich sind, in denen Janacek damals das Gesprochene festzuhalten versucht hat. Vielmehr aber sind es imaginäre Realitäten, verflochten mit den doppelten Spuren vergangener Sprechakte und deren handschriftlicher Notation in der streng formalisierten Notenschrift.
- Start: Do 12.März.15 21:00
- Genre: Elektronisch
- Preis: Freier Eintritt!
- Links: Facebook Event
- Yannis Kyriakides | Alessandro Bosetti