Cheibe Balagan

Ausgelassene Klezmermusik aus Zürich


Die Band Cheibe Balagan entstand aus einer grossen Begeisterung für «Klezmer», einer jüdischen, nichtliturgischen Musikrichtung aus Osteuropa. Seit der Gründung 2007 hat sich das 7-köpfige Ensemble im Raum Zürich zu einem der wichtigsten Interpreten im Bereich Osteuropäische Musik entwickelt.

Ein besonderes Augenmerk von Cheibe Balagan liegt auf dem Spiel mit der jiddischen Sprache, die über Jahrhunderte in weiten Teilen Europas gesprochen wurde, heute in dieser Region aber praktisch ausgestorben ist. Aus dem Mittelhochdeutschen entspringend klingt die Sprache für Schweizerdeutsch-Sprechende sonderbar vertraut, dies verleiht ihr Nähe und Sympathie.

Das Jiddische hat sich einerseits seinem sprachlichen Umfeld angepasst (hebräische, slawische, romanische Einflüsse), andererseits wurde es auch von anderen Sprachen aufgegriffen («Hals und Beinbruch», «Schlamassel»). Dieser «Tradition» des Aufgreifens und Verschmelzens fühlt sich Cheibe Balagan verpflichtet. Wo für andere Ensembles historische Aufnahmen und Aufführungspraxis im Mittelpunkt stehen, stellen diese für uns den Ausganspunkt dar. Unser Ziel ist es, mit dem historischen Material und seinen Idiomen zu arbeiten, sie weiterzuentwickeln und mit neuen Einflüssen zu vermischen. Gleichzeitig soll der Fantasie und dem Sprachwitz des Jiddischen neues Leben eingehaucht werden.

Cheibe Balagan verfügt über ein breites Repertoire aus überlieferten Stücken, Eigenkompositionen und eigens vertonten Gedichten, die den unterschiedlichsten Settings angepasst werden können. Die Bandbreite der Auftritte reicht vom klassischen Konzertsaal über Clubs bis hin zu Openairs. Dank dieser Vielseitigkeit kam es zu Auftritten am Montreux Jazz Festival, Festival da Jazz St. Moritz, Openair St. Gallen, Zermatt Unplugged, Davos Festival, Lenzburgiade, Moods im Schiffbau, Casino Zug, Theater Rigiblick, Bernhard Theater, Mehrspur Club, in der Roten Fabrik und an diversen regionalen Festivals.

2017 lernte Cheibe Balagan den Bestsellerautor Thomas Meyer kennen und erarbeitete mit ihm ein gemeinsames abendfüllendes Programm zu seinem Roman «Wolkenbruch». Im Zuge der weiteren Zusammenarbeit wurde die Band für Teile der Musik von Michael Steiners Verfilmung von «Wolkenbruch» engagiert. In engem Kontakt mit dem Komponisten Adrian Frutiger steuerte die Band eigene Stücke bei und war massgeblich an den Kompositionen für den Film beteiligt.

Gemeinsam mit dem «Lauter Kollektiv» und der Band «Extrafish» hat Cheibe Balagan das Label «Ost-Kollektiv» gegründet, mit dem Ziel, osteuropäische Musik nach Zürich zu bringen. Die Abende finden in unterschiedlichen Locations mit wechselnden Gast-Bands aus der ganzen Schweiz statt, wie z.B. Pamplona Grup, Kupus oder Yanaç. Mit 250-400 Besucher*innen pro Ausgabe stossen die Events auf reges Interesse. Nächste Ausgaben sind in Planung, beispielsweise mit den Bands Sebass und Otrava.

Seit dem Zuzug der Cellistin Hitomi Niikura ist die Band ausserdem in Japan aktiv. Auf drei Tourneen kam es zu Auftritten im Yamaha Studio Ginza, diversen Cafés und Bars in Tokyo sowie im Erlebnispark «Laguna Ten Bosch», wo jeweils zum Jahreswechsel ein Openair mit mehreren Tausend Besucher*innen stattfindet. Die Japan-Tourneen führten zu wertvollen Zusammenarbeiten, an die auch in Zukunft angeknüpft werden soll. So finanzierte ein leitender Mitarbeiter der Eventfirma «Avex» die Aufnahmekosten für das erste Album «Der Nayer Mantel», da er in der Band ein grosses Potential erkannte. Ausserdem kam es zu gemeinsamen Auftritten und Jam-Sessions mit der japanischen Klezmer-Band «Jinta-La-Muta» und der Akkordeonist Yoshiaki Sato begleitete Cheibe Balagan bei einigen Auftritten zwischen Tokyo und Fukushima.

Eine weitere Japan-Tournee und eine geplante Kooperation mit der russischen Band «Dobranotch» mussten auf Grund der Pandiemie abgesagt werden. Ein gemeinsamer Auftritt mit «Dobranotch» fand jedoch im Novemebr 2023 statt und die Tourneeplanung nach Japan wird für die Saison 2023/24 in Angriff genommen.